Fahrzeugbeschaffung Kleinbus oder Gesellschaftswagen
Leitfaden
Dieser Leitfaden soll Ihnen, unabhängig von Automarke und Typ, nützliche Tipps vermitteln und auf wichtige Details beim Erwerb eines Fahrzeuges und dessen Innenausbau aufmerksam machen. Die nachfolgende Darstellung ist aus unzähligen Gesprächen und Diskussionen mit Anwendern entstanden, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für zusätzliche Tipps von Ihnen als zukünftigen Benutzer sind wir sehr dankbar. Ein Kleinbus ist ein Nutz-Fahrzeug. Wie der Name sagt, soll ein solches Fahrzeug eben Nutzen bringen. Dies hängt sehr davon ab, wie ein solches Fahrzeug eingesetzt wird und wer damit transportiert wird. Egal, ob die Details des Innenausbaues genau abgeklärt werden oder nicht, ein Kleinbus ist und bleibt in den meisten Fällen eine Sonderanfertigung, welche Ihren Bedürfnissen detailliert Rechnung trägt oder eben nicht. Eine seriöse Planungsarbeit lohnt sich also.
Klärung der Bedürfnisse
Passagiere eines 5-Sterne-Hotels haben andere Erwartungen und Ansprüche an den Komfort als Arbeiter, welche täglich zur Baustelle gefahren werden. Ältere und gehbehinderte Personen z.B. sind weniger mobil und brauchen mehr Platz/Innenöhe und Sicherheits-Elemente, um sich im Bus zurechtzufinden und wohlzufühlen. Korpulente Personen brauchen mehr Raum im Bus etc. etc.
Leitfaden für die Beschaffung eines Busses für Menschen mit eingeschränkter Mobilität finden Sie hier.
Wie erreiche ich mein Ziel, das Fahrzeug optimal auszulasten am ehesten?
- über den Preis der Dienstleistung/Fahrt?
- über die Funktionalität und die Ausstattung (Anzahl Plätze, Gepäckraum, Allround-Fahrzeug)?
- über den Komfort (Bequemlichkeiten, Klima-Anlage, Sound, Multimedia, Ausstattung etc.)?
- über die Ästhetik und Ausstattung des Fahrzeuges (aussen, innen)?
Klärung Ihrer Möglichkeiten
Welchen Führerschein müssen die Personen besitzen, welche das Fahrzeug lenken sollen? Je nach Fahrzeugausstattung, Platzzahl und Gepäckraum (welcher dann die Fahrzeuglänge bestimmt), fällt das Fahrzeug in eine höhere Gewichtsklasse und ein Führerschein der Kategorie D1 oder D ist erforderlich. Personen, die den PW-Führerschein nach dem ab 1. April 2003 oder im Ausland erworben haben, dürfen ein Fahrzeug bis maximal 9 Sitzplätze und 3,5 Tonnen Gesamtgewicht lenken. Ab einem Alter von 21 Jahren und einem Jahr Fahrpraxis kann eine zusätzliche Prüfung abgelegt werden (D1). Damit können dann Fahrzeuge mit total 17 Plätzen über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht gelenkt werden (nicht berufsmässiger Transport).
Personen, die vor dem 1. April 2003 den PW-Führerschein erworben haben, bekamen die Kategorie D1 „geschenkt“ und dürfen in der CH Fahrzeuge bis max. 3,5 Tonnen Gesamtgewicht und total 17 Sitzen inkl. Fahrer fahren. (d.h. nicht-gewerbsmässig) Für den berufsmässigen Personentransport müssen Fahrer den Fähigkeitsausweis besitzen. Für nähere Informationen fragen Sie uns bitte an.
Das Basisfahrzeug
Busse ab 10 Plätzen total brauchen eine Homologation für Personentransport (M2 oder M3). Hier fallen leider schon einige Fahrzeugmodelle aus der Wahl. Bitte klären Sie diese Punkte zu Beginn mit Ihrem Fahrzeug-Lieferanten. Lassen Sie sich vom Fahrzeuglieferanten schriftlich bestätigen, dass Ihr gewähltes Fahrzeugmodell die Homologationsvorschriften für Personenwagen oder eben Kleinbusse erfüllt (M2 oder M3 Homologation).
Bei verschiedenen Marken werden gleich aussehende Modelle mit unterschiedlichen Bezeichnungen, Ausstattungen und Motorisierungen angeboten. Es empfiehlt sich in jedem Fall, uns vorgängig zu kontaktieren. Lassen Sie sich die erforderliche Nutzlast von uns berechnen, wenn Sie wissen, welche Ansprüche Sie an das Basisfahrzeug stellen.
Bei frontgetriebenen Fahrzeugen ist der Laderaumboden tiefer als bei heckgetriebenen. Damit wird der Einstieg bzw. die Einfahrt mit Rollstühlen etwas erleichtert. Die Sicht nach vorne ist jedoch oft eingeschränkt. Bei Allrad-Fahrzeugen ist zu beachten, dass die Nutzlast aufgrund des höheren Eigengewichts beträchtlich sinkt (die Einstieghöhe steigt nochmals um einige Zentimeter an). Eine sinnvolle Alternative zu einem 4x4-Fahrzeug kann, falls erhältlich, eine Differentialsperre darstellen (in der Regel nur bei Heck-Antrieb).
In der Regel sind Optionen ab Werk günstiger als eine Nachrüstung in Einzelfertigung. Darum sollte der Preis des Basisfahrzeuges immer zusammen mit dem Ausbau berücksichtigt werden. Es sind unter Umständen die folgenden Optionen ab Werk erhältlich:
- Innen- + Dachverkleidung im Fahrgastraum
- Innenbeleuchtung
- Getönte Scheiben
- Schiebetür-Automatik
- Zusatz-Heizung im Fahrgastraum
- Klima-Anlage vorne und hinten
Da wir fast täglich mit Basisfahrzeugen zu tun haben, kennen wir die aktuellen Möglichkeiten der einzelnen Fahrzeugmodelle. Wir beraten Sie markenneutral und unverbindlich. Zu beachten sind je nach Fahrzeugmodell, dass Heizungen und Klimageräte u.U. im Fahrgastraum Platz wegnehmen. Bitte fragen Sie uns an.
Nun zum Innenausbau
Der Boden muss vor allem zwei Funktionen erfüllen. Er soll für alle Mitfahrer trittfest und gleitsicher sein und gleichzeitig dient er der Aufnahme von versenkten Verankerungen für die Befestigung von Rollstühlen und eventuell von Sitzen mit 3 Punkt-Gurten sowie Kopf- und Rückenaufprallschutz. Der Boden muss zertifiziert sein
Hier stellt sich die Grundsatz-Frage, ob der Fokus auf den Fahrkomfort für die Passagiere, oder auf der Flexibilität des Sitz-Systems liegt.
Der Komfort und Ausstattung der Sitze beeinflussen die Funktionalität und das optische Erscheinungsbild eines solchen Nutzfahrzeuges sehr stark. Die erhältliche Ausstattung ist von Sitzmodell zu Modell verschieden und lässt sich am besten im Ausstellungsraum erklären und vergleichen. Diese Sitze sind in Bus-Qualität gefertigt, die Montage muss auf einem Schienensystem aufgebaut werden, welches mindestens die zehnfache (für PW die 20-fache) Beschleunigung des Körpergewichts halten kann. Dieses muss auf der jeweiligen Bodengruppe des Fahrzeugmodells typengeprüft (CRASH-getestet) sein. Daher sind solche Sitze in Verbindung mit dem Bodensystem auch entsprechend kostspielig. Um Ihr Personal zu entlasten und knappe Nutzlasten zu kompensieren, können wir Ihnen auch zertifizierte Sitze in Leichtmetall anbieten. Gerne beraten wir Sie unverbindlich.
Die maximale Personenzahl ergibt sich aus der verfügbaren Nutzlast. Das heisst, das Leergewicht des Fahrzeuges mit vollem Tank und das Totalgewicht der Zuladung (71 bis 75 Kg pro Person) dürfen das Gesamtgewicht des Fahrzeuges nicht überschreiten. Bezüglich Führerschein gilt das bereits oben erwähnte (Personenwagen = max. 9 Plätze total).
Eine gute Lüftung soll Frischluft ins Wageninnere bringen, ohne dass sich die Passagiere über zu starken Durchzug beklagen. Schiebefenster in den Seitenwänden sind daher relativ schlecht geeignet. Ausstellfenster sind, wo noch erhältlich, für die Entlüftung vorzuziehen. Bezüglich Diebstahlgefahr sind alle Öffnungen in den Seitenwänden wenig empfehlenswert, da diese beim Abstellen des Fahrzeuges nicht offengelassen werden können.
Lüftungen im Dach sind nachträglich einbaubar oder teilweise ab Werk erhältlich. Es wird unterschieden zwischen einer statischen Be- oder Entlüftung in Form einer Lüftungshaube, wie man sie oftmals auch bei Campingfahrzeugen antrifft und einer "Zwangs" Be- oder -Entlüftung in Form eines elektrischen Ventilators welcher wie ein Pilz auf dem Dach montiert wird. Ob nun die eine oder andere, bzw. eine Kombination der beiden Varianten die beste Lösung ist, sollte unter Einbezug der Fahrzeuggrösse abgeklärt werden. Bei jeder Dachlüftung sollte in Betracht gezogen werden, dass die Gesamthöhe des Fahrzeuges ändert (Garage-Einfahrten).
Eine solche Anlage ist in der Regel schon ab Werk bestellbar. Zu beachten ist hier das Gewicht der Installation und die Tatsache, dass ein Klimakanal im Dach in der Regel ein Hochdach verlangt. Mit einer solchen Anlage kann nicht nur die Temperatur, sondern auch die Luftfeuchtigkeit geregelt werden. Wir beraten Sie gerne näher.
Die Heizung im Fahrgastraum kann ergänzt/verbessert werden. Hier ist zu unterscheiden zwischen einer Warmluft- oder Warmwasser-Standheizung und/oder einem zusätzlichen Wärmetauscher im Fahrgastraum, der mit dem Kühlwasser des warmen Motors betrieben wird. Dieser bewirkt eine bessere Heizverteilung im Fahrgastraum (vor allem im Heckbereich). Bei zum Teil ab Werk erhältlichen Elektro-Heizungen ist zu berücksichtigen, dass diese die Fahrzeugbatterie und den Alternator sehr stark belasten. Auch hier beraten wir Sie gerne näher.
Das Gesetz verlangt, dass seitlich montierte Tritte nicht vergessen werden können bzw. seitlich über das Fahrzeug vorstehen, wenn die Türe geschlossen wird. Andere Tritte sind unzulässig. Wir empfehlen einen elektrisch betriebenen Tritt, welcher beim Öffnen und Schliessen der Schiebetüre automatisch aus- und einfährt bzw. einklappt.
Wie Griffe, Haltestangen, Hutablagen, Sonnenschutz, Feuerlöscher, Auto-Apotheke, Lautsprecher-Anschlüsse, Radio- und DVD-Anlagen sind weitere Optionen, welche von Fall zu Fall mit dem gewählten Innen- Ausstatter abgesprochen werden sollten. Auch Möbel, Kühlschrank, Stromversorgung und Clubtische können mögliches Zubehör sein.
Zu guter Letzt
Auf jeden Fall empfehlen wir Ihnen eine unverbindliche persönliche Beratung vor dem Fahrzeugkauf. Wir arbeiten markenneutral mit den Markenvertretungen zusammen. Zudem haben wir täglich mit dieser Materie zu tun und kennen die Eigenschaften der einzelnen Fahrzeugmodelle. Unser Ausstellungsraum und die laufende Fertigung erlauben es uns, Ihnen viele Komponenten "live" zu zeigen bzw. vorzuführen.